Varroa Milben schädigen Honigbienen anders als angenommen

Varroa-Milbe ernährt sich vom Fettkörper

Ein Forscher-Team um Samuel Ramsey von der Universität Maryland gibt an, neue Erkenntnisse über die Varroa-Milbe gewonnen zu haben: Der Parasit ernährt sich nicht von der Hämolymphe der Bienen, sondern von ihrem Fettkörper. Das ist ein Organ, das bei Bienen ähnliche Funktionen wie die menschliche Leber übernimmt, Nahrung speichert und das Immunsystem stärkt. Zudem ist der Fettkörper für die Entgiftung des Organismus zuständig.

Vielfältige Krankheitszeichen von Bienen geben Rätsel auf

Der Befund passt zu den vielfältigen Krankheitszeichen, die bei Bienen nach Milben-Befall auftreten und die sich Forscher bisher nicht umfassend erklären konnten: Die Bienen-Brut zeigt Entwicklungsstörungen, erwachsene Bienen haben ein geschwächtes Immunsystem und überleben den Winter nicht. Zudem funktioniert die Entgiftung nicht mehr und Bienen sind anfälliger gegen Pestizide und andere körperfremde chemische Stoffe, Xenobiotica genannt. Gefährlich sind für die geschwächten Bienen dann auch die Viren und Bakterien, die die Milbe in den Bienenstock einschleppt. Ist der Fettkörper statt die Hämolymphe betroffen, lassen sich alle Symptome erklären. Und auch, warum bei erwachsenen Bienen bevorzugt eine spezielle Körperstelle von den Milben angegriffen wird: die Unterseite des hinteren Bienenkörpers.

Wissen über die Varroa-Milbe ist angeblich veraltet

Unser heutiges Wissen über die Varroa-Milbe beruht auf Forschungen aus den 1970er-Jahren. In dieser Zeit wurde der Parasit, der aus Ostasien eingewandert ist, erstmals in Europa entdeckt – 1967 in Bulgarien und 1977 in Deutschland. Durch Untersuchungen mit Radioisotopen zogen damalige Forscher den Schluss, dass Varroa-Milben sich von Bienen-Hämolymphe ernähren. Ramsey und sein Team kritisieren das Verfahren und die eingesetzten Marker als überholt und nicht treffsicher genug.

Kommentar Franz Gasser:

  • Wer Lust und Zeit hat, kann sich die Originalpublikation zu Gemüte führen. Hochinteressant!
  • Und was Agroscope zum Thema Varroa sagt, findet Ihr hier. Es bleibt abzuwarten, ob andere Forscher die Ergebnisse von Ramsey und seinen Mitautoren bestätigen können.
  • … und hier noch ein Link zum Mellifera-Blog der deutschen Mellifera-Vereinigung, dort findet sich eine längere Zusammenfassung in deutscher Sprache.