Wildbienen

Bedeutung

Wildbienen sind unersetzliche Bestäuber und damit sehr wichtig für die Landwirtschaft.  Im Vergleich zu den Honigbienen fliegen sie bei geringeren Sonnenstrahlungs- und Temperaturwerten, sie sammeln auch auf schwer zugänglichen Blüten und sind oft die effizienteren Bestäuber. In der Schweiz gibt es mehr als 600 Wildbienenarten, in der Praxis allerdings vermindert sich die Artenvielfalt aus ökologischen Gründen (s. auch unten). Ein Einstein-Beitrag von SRF gibt einen Überblick über die Bedeutung der Wildbienen.

Beschreibung

Wildbienen bilden – im Gegensatz zu den Honigbienen – keine Völker, sondern leben meistens als einzelne Individuen (solitäre Lebensweise). Hummeln sind die Ausnahme, da sie auch – wenn meist auch nur kleine – Völker bilden. Je nach Art nisten die Wildbienen in Löchern von Baumstämmen, in Stängeln, im Boden, oder sogar in leeren Schneckenhäusern. Unter den Wildbienen gibt es auch die sogenannten Kuckucksbienen bzw. Brutschmarotzer, die ihre Eier in die Brutzellen anderer Bienenarten ablegen. Die sich entwickelnden Larven töten die Larven des Wirtsorganismus  und ernähren sich von dessen Futtervorräten.

 

Hummeln werden kommerziell gezüchtet und in Gewächshauskulturen als Bestäuber eingesetzt. Seit einigen Jahren werden in der Schweiz auch gezüchtete Mauerbienen (Osmia cornuta und Osmia bicornis) zur Bestäubung von Obstanlagen eingesetzt.

Wildbienen im Jahresablauf

Wildbienen sind je nach Art zu verschiedenen Jahreszeiten aktiv, in der Regel dauern diese Perioden nur 1-3 Monate. Die ersten Wildbienenarten erscheinen ab Ende Februar. Nachfolgend wird am Beispiel der Mauerbienen das Leben der Wildbienen im Jahresablauf illustriert.

 

Von Anfang März bis in den Juni hinein können wir Mauerbienen antreffen. Die vor den Weibchen aktiven bzw. schlüpfenden Männchen sammeln sich an den Nistplätzen und erwarten die dort schlüpfenden Weibchen, um sich mit Ihnen zu paaren.

 

Frische Brutzellen mit Eiern (Nestausgang links) Nach der Begattung suchen die Weibchen geeignete Hohlräume  bzw. Nistplätze, um dort Eier zu legen. Die Männchen beteiligen sich übrigens nicht an diesen Arbeiten.
Brutzellen mit Larven (Nestausgang links) Aus den Eiern schlüpfen augen- und beinlose Larven, die von der Mutter mit einem Gemisch von Pollen und Nektar versorgt werden.  Nach rund 3 bis 4 Wochen haben die Larve diesen Vorrat aufgefressen und gehen ins Puppenstadium über.
Brutzellen mit Puppen (Nestausgang links) Anfang September schlüpfen die jungen Bienen, bleiben aber bis zum Flugbeginn im März des folgenden Jahres im schützenden Kokon.
   Quelle: Wildbiene.com

 

Im darauffolgenden Frühjahr nagen sich die Bienen durch Kokon und Lehmwände. Die Männchen schlüpfen einige Tage vor den Weibchen. Dafür hat die Bienenmutter bereits beim Bau des Liniennestes gesorgt, weil sich in den vorderen Brutzellen beim Nestausgang Männchen und in den hinteren Brutzellen Weibchen entwickeln. Bienen können das Geschlecht bei der Eiablage bestimmen: Wie bei den Honigbienen entstehen aus unbefruchteten Eiern Männchen, aus befruchteten dagegen Weibchen. Während ihrer nur ca. 4 bis 6  wöchigen Flugzeit, baut ein Mauerbienen-Weibchen ungefähr 20 bis 40 Brutzellen.

Wildbienen sind gefährdet

Wildbienen sind in ihrem Vorkommen und ihrer Vielfalt aus verschiedenen Gründen gefährdet:

 

  • Sehr viele Wildbienen sind auf einige wenige Tracht- bzw. Blütenpflanzen spezialisiert. Wenn diese Blütenpflanzen in der Umgebung der Nistplätze nicht vorhanden sind, ist das Überleben der Wildbienen gefährdet.
  • Wildbienen benötigen enorme Mengen an Pollen zur Aufzucht von Nachkommen. So muss eine Mörtelbiene (Megachile parietina) rund 1’140 Blüten der Esparsette anfliegen, um eine Larve zu verproviantieren. In Wirklichkeit sind es noch mehr Blüten, welche anzufliegen sind (2’850), wenn die Konkurrenz durch andere Bienen in Betracht gezogen wird.
  • Erschwerend kommt hinzu, dass die Wildbienen in der Regel nur Flugdistanzen von wenigen hundert Metern bis maximal ein Kilometer zurücklegen – bei Honigbienen sind es 1 km bis sogar 5 km.
  • Wildbienen haben artspezifische Anforderungen an ihre Nistplätze (nackte Bodenstellen, Pflanzenstängel, welche stehen gelassen werden, Totholz- und Steinstrukturen). Die Praktiken der modernen Landwirtschaft mit flächendeckendem Anbau haben zur Folge, dass immer weniger geeignete Plätze zur Verfügung stehen.

Nisthilfen

Nisthilfen für Wildbienen bzw. «Bienenhotels» werden an vielen Orten angeboten, es gibt auch eine Vielzahl von Anleitungen, wie solche Bienenhotels selbst hergestellt werden können:  Bienenhotel.de, Wildbiene + Partner.

 

Viele im Handel erhältliche Nisthilfen sehen zwar schön aus, sind aber für Wildbienen gar nicht geeignet. Eine Anleitung von wildbee.ch gibt eine Übersicht, was beim Bau von Nisthilfen für Wildbienen zu beachten ist.

Was können Sie für die Wildbienen tun?

Am besten können Sie die Wildbienen unterstützen, indem Sie im Garten oder auf der Terrasse darauf achten, bienenfreundliche Pflanzen anzubauen, d.h. solche, die bezüglich Pollen und Nektar für Bienen ergiebig sind. Das nationale Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora (Info Flora) gibt Auskunft über die Schweizer Flora, aber auch über nicht erwünschte, invasive Pflanzen (rote Liste).  Die Publikation Bienenweide des Inforamas (Kt. Bern) listet eine Vielzahl von Trachtpflanzen mit ihrem Pollen- und Nektarwert auf.

 

Im sehr empfehlenswerten Buch „Wildbienenschutz – von der Wissenschaft zur Praxis“ von Antonia Zurbuchen und Andreas Müller findet sich eine Liste von Trachtpflanzen für Hummeln und eine Liste für Wildbienen.

 

Viele gute Tipps zur Förderung von Wildbienen gibt auch die Plattform Bienenzukunft. Dabei werden die verschiedensten Interessengruppen wie Landwirte, Gärtner, Gemeinden, Gartenbesitzer, Imker u.a.m. angesprochen. Das Projekt «Plattform Bienenzukunft» will nicht die Diskussion über die Gründe des Bienensterbens anfeuern. Vielmehr sollen die Fachleute aus der Praxis zum konkreten Handeln angeregt werden. Als erste Plattform in der Schweiz bietet sie Empfehlungen und umfassendes Hintergrundwissen zur Förderung von Honig- und Wildbienen. Wichtiges Anliegen ist, die Vernetzung unter den verschiedenen Akteuren zu fördern (Zitat)